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Neubulach - Quellen, Bergbau, Mineralien

Quellen

Wikipedia – Artikel Neubulach
https://de.wikipedia.org/wiki/Neubulach

Wikipedia – Artikel Grube Hellaglück
https://de.wikipedia.org/wiki/Grube_Hella-Gl%C3%BCck

Bergwerk Neubulach
https://www.bergwerk-neubulach.de/ueber-uns/

Mineralienatlas – Artikel Neubulach
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Baden-W%C3%BCrttemberg/Karlsruhe%2C%20Bezirk/Calw%2C%20Landkreis/Neubulach

MARKL, Gregor – Schwarzwald, Bd 1 – Nordschwarzwald und Grube Clara; S. 126 ff

Einleitung

Im Mittelalter war Bulach die führende Bergbaustadt im Nördlichen Schwarzwald und Sitz des Bergamtes/Bergvogtei. Gewonnen wurden hauptsächlich Silber- und Kupfererze, aber auch Azurit als Farbpigment. Teile der Stadtmauer sind aus Ausbruchmaterial der Bergwerke gemauert, man sieht z.T. Azurit in der Mauer.

Geologie

Neubulach liegt auf einer tektonisch gehobenen Horstscholle aus Buntsandstein. Dieser wird von zahlreichen Trümern und Gängen mit Quarz-Schwerspatfüllung durchzogen, die NNO-SSW streichen. Der wichtigste dieser Gänge war der sog. Segen-Gottes-Hauptgang, der unter der Stadt hindurchstreicht.
In der Region treten mehrere Gänge in nordwestlich bis südöstlicher Richtung auf, die im Buntsandstein und Muschelkalk liegen. Die Gänge bestehen aus Quarz und Baryt mit Fahlerzen. Haupterze sind die Kupfererze Azurit und Malachit, sowie silber- und wismuthaltige Fahlerze.

Bergbaugeschichte

Mittelalter
Neubulach, bis 1799 meist nur Bulach genannt, ist eine besonders gut erhaltene kleine mittelalterliche Bergbaustadt und wurde 1275 erstmals erwähnt, der Silberbergbau 1286. Pingen und Mulden weisen jedoch darauf hin, dass der Bergbau vermutlich schon vor dem Jahr 1000 begonnen wurde. Um 1200 wird mit dem Untertagebau mittels abgeteufter Schächte begonnen, um 1250 wird ein Wasserlösestollen angelegt. Neben Kupfer- und Silbererzen war der leuchtend blaue Azurit für die Farbherstellung sehr gefragt.

Die in der Nähe der Schächte angelegte Bergarbeiter-Siedlung wurde im Jahre 1274 vom Grafen zu Hohenberg in den Rang einer Stadt erhoben. 1364 verkauften die Grafen von Hohenberg Stadt und Herrschaft Bulach einschließlich des Bergwerks an die Kurfürsten von der Pfalz, die sie 1440 an die Grafen von Württemberg weiterverkauften.

Aus dem 14. Und nahezu aus dem gesamten 15. Jhdt. liegen kaum Dokumente vor, für das Jahr 1478 werden dann aber vier Gruben genannt (St. Philipp, St. Jakob, Dreikönig und Stollgrube). Gesichert ist, dass zu dieser Zeit das Erz bereits auf dem Tiefenniveau des Maria-Stollens (Teufe: 100 m) abgebaut wurde, der zugleich zentraler Wasserlösungsstollen des Reviers war.

Frühe Neuzeit
Um 1514 ruht der Bergbau. Doch neue Herren versuchen immer wieder ihr Glück, so ab 1530 von den Herren Vorderösterreichs, zu dem Bulach nun gehört. Es wird eine neue Bergordnung erlassen. Schon 1534 ist die Stadt wieder unter Württembergischer Herrschaft. Herzog Ulrich von Württemberg erlässt bereits zwei Jahre später eine neue Bergfreiheit.

Ab 1538 wurde der Schacht St. Margarethen Fundgruben abgeteuft, ab 1551 der Obere Stollen unter Herzog Christoph von Württemberg in Betrieb genommen. Zwischen 1552 und 1557 ruhte der Betrieb erneut, wird danach aber deutlich umfangreicher wieder aufgenommen. 1558 erhält Bulach Bergfreiheiten. Ein neues Pochwerk zur Zerkleinerung der Erze entsteht, eine neue Schmelzhütte dient der Metallgewinnung. Bis 1560 wurden mindestens 15 neue Versuchsstollen angelegt. All diese Versuche waren allerdings nicht erfolgreich und der Betrieb wurde ab 1563 erneut stillgelegt.

Bald wurde ein neuer Versuch unternommen, doch alle Anstrengungen waren erfolglos, Herzog Christoph hatte allein in den 18 Jahren davor 10.000 Gulden in das Bergwerk investiert, ohne einen einzigen zurückzuerhalten. Bis 1596 ruhte der Bergbau. Nun wurde der Maria-Stollen auf 914 Meter Länge erweitert und schlug in den Himmelfahrts-Schacht durch. Von dort wurde der Stollen noch weitere 80 Meter vorangetrieben. Das Unterfangen war wiederum erfolglos, es wurden keine neuen Erzlager gefunden, der Bergbau wurde 1608 erneut aufgegeben.

Im gesamten 17. Jhdt ruhte der Bergbau, der Dreißigjährige Krieg und das Fehlen von bauwürdigen Lagerstätten machten einen weiteren Abbau unmöglich.

Neuzeit
Erst 1719 gibt es neue Aktivitäten. Bergverwalter Wolf wirbt um Gewerke und stellt Bergleute ein. Nach wenigen Jahren muss der Betrieb mit hoher Schuldenlast eingestellt werden, ohne jemals Gewinn abgeworfen zu haben. In den nachfolgenden 70 Jahren bis 1790 wechselten sich hoffnungsvolle kurze Betriebsphasen mit Betriebspausen ab, die durch ausbleibende Gewinne erzwungen wurden.

Eine weitere Phase erfolgte von 1822 bis 1831 mit der Auffahrung des Wilhelm-Stollens, der in der Hoffnung unterhalb der alten Abbaue noch bauwürdiges Erz zu finden vorangetrieben wurde. 1831 erfolgte der Durchschlag in die alten Abbaue und die Erkenntnis, dass die Lagerstätte bereits im Mittelalter so tiefreichend abgebaut worden war, dass keine gewinnbringenden Erze mehr vorhanden waren. Die Grube wurde sofort stillgelegt.

1916–1932 und 1937–1945 starteten im Rahmen der Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches Versuche verschiedener Unternehmen, unter Tage, vor allem aber aus den alten Halden, Gold und Wismut zu gewinnen. Eine eigene Aufbereitungsanlage wurde am Azuritweg in Neubulach errichtet, diese war 1945 betriebsbereit. Das Ende des Krieges führte dazu, dass die Anlage nie in Betrieb genommen wurde.

Im Jahr 1972 wurde im Stollen des mittelalterlichen Silberbergwerkes „Hella-Glück“ eine Therapiestation zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingerichtet. Heute wird das Besucherbergwerk Hella-Glück-Stollen von einem 1996 gegründeten Bergwerksverein betrieben.

Mineralisation

Hinsichtlich seines Mineralienreichtums ist das Bergbaurevier Neubulach laut MARKL das interessanteste im Nordschwarzwald. Der halbe Ort steht auf den Halden des Bergbaus, damit werden besonders Bauprojekte auch zu Anziehungspunkten für MineraliensammlerInnen.

Unklar ist, worauf der Bergbau im Mittelalter tatsächlich umging. Allerdings deuten Intensität des Abbaus und die Erhebung zur Stadt, dass es eine reiche Lagerstätte gewesen sein muss, doch die Analyse der Fahlerze ergibt einen eigentlich eher geringen Silberanteil. Möglicherweise war es die Azuritgewinnung zur Farbenherstellung, die die Stellung der Stadt begründete.

Die Erzgänge in Neubulach bestehen aus älterem Quarz, der in Drusen schöne xx bilden konnte, primärer Calcit ist nur noch in Form von Quarzperimorphosen erhalten. Fluorit fehlt – außer in der kleinen Grube bei Martinsmoos. Die Erze sind eher unspektakulär massiv, selten xx und dann meist in Quarz oder Baryt eingewachsen. Berühmt wurde Neubulach jedoch durch die Sekundärmineralien – eben Malachit und Azurit auch Arsenate, darunter Bulachit und Arsenocrqandallit, die hier ihre Typlokalität haben.

Grubenfelder

Hella Glück Stollen
Martinsmoos

Bestandsliste Neubulach

Adamin, Agardit-(Ce), Allophan, Alstonit, Ankerit, Arseniosiderit, Arsenocrandallit (TL), Arsenolith, Atelestit, Azurit, Bariopharmakosiderit, 'Barium-Alumopharmakosiderit' (TL), Baryt, Bayldonit, Beyerit, Bismit, Bismutit, 'Bismutostibiconit', Bornit, Brochantit, Bulachit (TL), Calcit, Camérolait, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkophyllit, Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Cinnabarit, Cornubit, Cornwallit, Covellin, Crandallit, Cuprit, Cyanotrichit, Delafossit, Digenit, Emplektit, Ferrisymplesit, Fluorit, Goethit, Gold, Hämatit, Jarosit, Karneol (Var.: Chalcedon), Konichalcit, Kupfer, Langit, Lepidokrokit, Libethenit, 'Limonit', Malachit, 'Manganoxid', Mansfieldit, Metatorbernit, Mixit, Olivenit, Parnauit, Pharmakosiderit, Philipsburgit, Pitticit, Preisingerit, Pseudomalachit, 'Psilomelan', Pyrit, Pyromorphit, Quarz, Rauchquarz (Var.: Quarz), Rhodochrosit, Rooseveltit, Siderit, Siderogel (Var.: Goethit), Sphaerobismoit (TL), Spionkopit, Stibiconit (Var.: Roméit-Gruppe), Strashimirit, 'Tennantit-serie', Tenorit, 'Tetraedrit-Gruppe', 'Tetraedrit-Serie', Tirolit, Torbernit, 'Wad', Yarrowit, Zálesíit