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Todtnau - Bergbau im 12. bis 14. Jhdt.

Eine erste Erwähnung fand Todtnau im Jahre 1025 als "Totenouva". Der Bergbau scheint aber erst im 12. Jhdt eingesetzt zu haben, zuvor sei das Gebiet rein landwirtschaftlich genutzt worden sein.
Dörflinger nennt Bergbau in größerem Ausmaß um das Jahr 1150.
Wenn allerdings zu Beginn des 12. Jhdts. die Gruben Trottenstein, Schindelhalde, Schulersfron, Hasenfron, Zum Bache, Künginsfron, Anrosfron, Kolersfron, ze den Stiebenden, Veltbach, Rothwiese, Brantbach, Eyterberg, Zum Gauch und St. Anna urkundlich erwähnt werden, scheint mir doch ein früherer Beginn des Bergbaus wahrscheinlich.

1114 wurde dann das Brandenberger Tal oberhalb Todtnau, wo die Gruben Brandenberg, bei Fahl (St. Anna) und am Silberberg lagen, urkundlich erwähnt.

V.a. aber der Bergbau in Schönenberg (zu Schönau) war in dieser Anfangszeit des Bergbaus in der Region so erfolgreich, dass zunächst Schönau 1255/56 aus den bestehenden Verwaltungsstrukturen herausgelöst und zum „Officium Sconouwe“ aufgewertet wurde (was angesichts der geringen Ausdehnung des Amtssprengels sowie der geringen Anzahl von Dörfern und Bewohnern ungewöhnlich war. Mit dem Burgrecht wurde Schönau zur Stadt mit Vogt, Rat, Markt und Verteidigungsanlagen. Aus der Mark Schönau wurde das Tal zu Schönau und Todtnau wurde Schönau unterstellt.

Seit der 2. Hälfte des 13. Jhdts wurde auch die Suche nach Erz auf Todtnauer Gebiet intensiviert. Der Brandenberg war vermutlich die älteste Grube, zunächst als Tagebau auf der Mühlhalde. In den 1270er Jahren wurde das Vorkommen an der Schindelhalde entdeckt. Die Funde im Todtnauer Schönenbachtal an der Schindelhalde zwischen der „Stiebenden Schönna“ (Stübenbach) und dem Schindelbächlein waren so verheißungsvoll, dass bald Niederlassungen in der Nähe der Grube gegründet wurden und die Bergwerkssiedlung „ze dem hinteren Steg“ entstand (Aftersteg). Auch in Schlechtnau siedelten sich bald Bergleute an, unter anderem der von der Silbergrube im äußeren Munstertal zugezogene Johann von Kroppach.

Doch der Zustrom der Bergleute und „Glücksritter“ war den Todtnauern ein Dorn im Auge, denn dadurch wurde das bäuerliche Gefüge gestört und der Bergbau beeinträchtigte die Nutzungsflächen. Es kam offenbar zu Verhandlungen, die schließlich zur Gründung der zweiten Bergbaustadt im Revier, Todtnau, führte. Für die Anlage einer Städtischen Siedlung war die unmittelbare Umgebung der damaligen Hauptgruben an der Schindelhalde (Alte Fron, Hasen Fron, Dritte Fron) ungeeignet.

Todtnau erhielt um das Jahr 1283 die Stadtrechte ("Communitas Civium") und wurde im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte im Südschwarzwald. Das seit 1341 bekannte Siegel von Todtnau zeigt einen Bergmann mit Schlägel, Eisen und Geleucht und ist eines der ältesten deutschen Stadtwappen mit einer Bergbaudarstellung.

Einen Mauerring hatte die Bergwerksstadt Todtnau nie. Dafür gab es eine andere Lösung. Nachdem der Zugang von Schlechtnau zur neuen Marktsiedlung auf die östliche Wiesenseite verlegt worden war, führte die Straße durch eine felsige Engstelle (dem „Getwenge“). An dieser Stelle wurde das „Weichhaus“ gebaut – eine Sperrmauer mit Überdachung und Durchlass. Auch die Straße gegen Brandenburg wurde an der Engstelle bei der „Poche“ gesichert.

Seit dem 13. Jh. gehörte das obere Wiesental zum Kloster St. Blasien, dem die Erträge des Bergbaus zuflossen. Abt Arnold II. (seit 1247) erwarb damit Güter für das Kloster St. Blasien.

In den Jahren 1285 bis 1355 standen im Todtnauer Revier folgende Bergwerke in Betrieb:

ze der alten Fron
zem alten Tottenstein
an der Schindelhalde
des Schulersfron
Cueniginsfron
Hasenfron
Anrosfron
Kolersfron
zer Bach
zem Gauch Rechhaberslehn
ze den acht Claftern Rothwiese Brandbach
die dritte Fron

Todtnau heute
Todtnau heute

1288 erhielt die zu Wohlstand gekommene Todtnauer Bürgerschaft vom Kloster St. Blasien gegen Bezahlung von 100 Mark Silber, das sind nach heutigem Gewicht etwa 24 Kilogramm, das Recht, eine Pfarrkirche zu erbauen und einen Friedhof anzulegen. 1341 wurde eine steinerne Kirche erbaut. Es muss also zu dem Zeitpunkt eine bedeutende Ansiedlung gewesen sein. In dieser Zeit dürften in Todtnau ca. 300 Bergleute tätig gewesen sein.

Neben Freiburg und Basel gibt es Anfang des 13. Jhdts keine Stadt im Breisgau, deren Bürger so viele Liegenschaften und zinsbringende Güter außerhalb ihres Wohnorts erworben haben, wie die Todtnauer. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Kontakte konzentrierten sich diese Übernahmen v.a. auf das Dreieck Freiburg – Breisach – Müllheim, im Gegensatz zu den deutlich stärker an Basel orientierten Schönauern und Schönenbergern. Ein Teil der Todtnauer Bergwerksunternehmer (Froner) in Todtnau erwarben zusätzlich das Freiburger Bürgerrecht, das offenbar zusätzlichen Rechtsschutz etwa bei Silberlieferungen bot. Wie später die Fugger und Welser in Augsburg schafften es auch Todtnauer Unternehmer im 14. Jhdt durch „Geldheiraten“ teilweise in Adelskreise aufzusteigen.

1322 empfingen die Grafen von Freiburg, die danach ausnahmslos die Gruben verliehen, die Todtnauer Silberberge (Fronberge) als Lehen durch das Baseler Bistum. Der Freiburger Kaufmannsadel übernahm die Gruben, bis 1350 erreichte der Todtnauer Silberbergbau seinen absoluten Höhepunkt. Verwaltet wurde Todtnau von einem Bergvogt, der von den Grafen von Freiburg eingesetzt wurde. Im Rathaus der Stadt befand sich die Münze, in der das Silber verarbeitet wurde.

Um 1350 kam es zu einer Krise im Bergbau des Schwarzwaldes, für die mehrere Gründe ausschlaggebend gewesen sein dürften: Krisen, Holzmangel, Erschöpfung der oberflächlichen Erze, Wasserschwierigkeiten, Pestseuchen und im Todtnauer Gebiet auch das verheerende Erdbeben (Magnitude 9, Epizentrum Basel) vom 18.10.1356. METZ, RICHTER und SCHÜRENBERG (1957) nennen für dieses Ereignis mehrere eingestürzte Gruben und den Tod von ca. 300 Bergleuten. Basel wurde damals total verwüstet.

Nachdem die Grafen von Freiburg bereits im Jahre 1368 ihre Stadt und die umliegenden Territorien verloren hatten, mussten sie um 1400 auch ihre Bergrechte im Todtnauer Revier aufgeben. Ihre Nachfolge trat das Haus Habsburg an. Auch unter österreichischer Herrschaft gehörte Todtnau weiter zum Bann des Klosters St. Blasien. 1374 hatte Abt Heinrich IV. ausdrücklich bestimmt, dass dem Kloster St. Blasien der Zehnte zufließe.

Neben Todtnau war auch Schönau weiter ein wichtiger Marktort, in dem Silber, Blei und Glätte verkauft wurden. Hier besorgten sich die Münzstätten des Breisgaues und der Nordschweiz ihr Münzsilber. Unter Herzog Albrecht III. entstand im Jahre 1387 in Todtnau eine eigene Münzstätte. Im Rahmen des Rappenmünzbundes, dem 74 Städte und Herrschaften angeschlossen waren, schlug man hier die sog. "Brakteaten", das sind einseitig geprägte, silberne Pfennige. Die bekannteste dieser Münzen zeigt als Münzbild das Zeichen "To" für Todtnau und daneben den österreichischen Bindenschild.

Im 15. Jh. entwickelten sich bedeutende Bergbaugesellschaften im Revier, 1438 wurde eine Bergordnung verabschiedet. Nach der Krise des Bergbaus im vorigen Jahrhundert erließ Abt Christoph von St. Blasien 1464 eine Ordnung, die die Waldverwüstung einschränkte.

Nun konzentrierte sich der Bergbau vor allem auf Todtnauberg, wo die Gruben am Gauch (1341 erwähnt, Name bedeutet Kuckuck) rasch an Bedeutung gewannen.